Frauke und Holger Sonnabend
Frauke und Holger Sonnabend

Geschichte aktuell

Ägypten und seine Museen:

Vom Museion zum Grand Egyptian Museum

 

Was Museen angeht, sind die Ägypter absolute Experten. Da kommen selbst New York, Paris, London, Rom oder Berlin nicht mit. Diese Aussage lässt sich mit zwei Fakten belegen: Die Ägypter sind die Erfinder des ersten Museums überhaupt, und sie eröffnen

noch in diesem Jahr das größte archäologische Museum der Welt. Der erste Fakt wird für immer Bestand haben, da lässt sich nichts mehr dran ändern. Und ob es gelingt, ein noch größeres Museum als das nagelneue Museum in Kairo auf die Beine zu stellen, ist sehr fraglich. Denn keine Kultur der Welt verfügt über so viele und so bedeutende archäologische und kunsthistorische Schätze wie das Land der Pharaonen.

Grand Egyptian Museum

Das Grand Egyptian Museum ist ein Museum der Superlative. Der gigantische Museumsbau befindet sich ganz in der Nähe der berühmten Pyramiden von Gizeh und knüpft bewusst an die auf Monumentalität ausgerichtete Architektur der alten Pharaonen an. Gleichzeitig beeindruckt er durch modernste, großzügig gestaltete Bauelemente mit viel Hightech. 50.000 zum Teil noch nie gezeigte Exponate bilden einen imposanten Querschnitt durch die ruhmreiche Geschichte des Nillandes in der Antike. Und als Begrüßungskomitee fungiert der Pharao Tutanchamun, der, jung gestorben, durch den Fund seiner unberührten Grabkammer 1922 geradezu zur Symbolfigur des alten Ägypten avancierte.

Stadtplan des antiken Alexandria

Gut 2305 Jahre vor dem Grand Egyptian Museum öffnete das erste Museum der Welt seine Pforten – natürlich auch in Ägypten. Allerdings regierten dort zu dieser Zeit nicht mehr die alten Pharaonen. 331 v. Chr. hatte der Makedonenkönig Alexander der Große an der Mittelmeerküste die Stadt Alexandria gegründet. Unter seinen Nachfolgern, den Königen aus der Dynastie der Ptolemäer, deren letzte Vertreterin vor der Eroberung des Nillandes durch die Römer die berühmte Kleopatra gewesen war, wurde die Stadt nicht nur zu einem politischen und wirtschaftlichen, sondern auch zu einem kulturellen Zentrum der antiken Welt. Ein Prunkstück war das Museion – der „Tempel für die Musen“, wie dieser griechische Begriff übersetzt lautet und der Pate bei der modernen Bezeichnung „Museum“ stand.

Das Museion von Alexandria war eine kombinierte Forschungs- und Bildungsstätte. Die Könige bot Wissenschaftlern aller Richtungen - Mathematikern, Astronomen, Geographen, Literaten und Medizinern - geradezu traumhafte Arbeitsbedingungen. Befreit von allen Alltagsproblemen und bestens bezahlt von den königlichen Mäzenen forschten sie im Musentempel, zum Wohl der Welt und zum Ruhm der Stadt. Bahnbrechende Erfindungen und Entdeckungen gehen auf alexandrinische Wissenschaftler zurück.

Das heutige Museum in Alexandria

Dem Museion angeschlossen war in dieser Institution der Superlative die nicht minder renommierte Bibliothek von Alexandria. 700.000 Bücher – besser gesagt: Papyrusrollen – mit Literatur jeglicher Art waren in den Regalen und Archiven deponiert. Ein Heer von Schreibern war damit beschäftigt, Texte zu kopieren. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen die Könige die Zahl der Bücher auch mit nicht ganz sauberen Methoden vergrößert haben: Besuchern, die per Schiff nach Alexandria kamen, wurde noch im Hafen die Reiselektüre abgenommen und in die Bestände der Bibliothek eingeordnet. Ein Teil der Bestände wurde ein Raub der Flammen, als im Jahre 48 v. Chr. der römische Feldherr und Politiker Iulius Caesar nach Ägypten kam. Im Rahmen seiner durchaus nicht uneigennützigen Bemühungen, der jungen Königin Kleopatra gegen ihre Widersacher beizustehen, brach bei den Kämpfen ein Feuer aus, das unter den Büchern einigen Schaden anrichtete. Doch die Bibliothek insgesamt blieb intakt und war auch noch im 10. Jahrhundert in Betrieb, als die Araber mit Kairo eine neue Hauptstadt gründeten.

Moderne Bibliothek von Alexandria von innen

2002 erwachte die alte Bibliothek zu neuem Leben. Ganz in der Nähe ihres ursprünglichen Standortes am Hafen wurde nach ihrem Vorbild eine moderne Bibliothek eröffnet. Sie beherbergt 8 Millionen Bücher – ein paar mehr als ihr antiker Vorläufer, doch gibt es heute ja auch viel mehr Bücher als in der Antike.

Und auch das Museion hat im modernen Alexandria einen würdigen Nachfolger gefunden. Vor zwei Jahren wurde das Griechisch-Römische Museum von Alexandria in moderner Ausstattung wieder eröffnet. Es besteht aus einer einzigartigen Sammlung von Exponaten aus griechischer, römischer und byzantinischer Zeit. Zusammen mit dem Grand Egyptian Museum zeugt es von einem innovativen, zugleich aber traditionsbewussten Umgang der Ägypter mit ihrer einzigartigen Geschichte und deren musealer Präsentation.

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